Wusstet ihr, dass der zweittiefste Canyon der Welt in Peru ist? Ich nicht. Das beste ist, dass ihr innerhalb von zwei bis drei Tagen in die über 2.000 Meter tiefe Schlucht runter und wieder rauf wandern könnt. Wir haben es ausprobiert.
2-Tages-Trip zum Colca Canyon
Die meisten organisierten Touren starten ab Arequipa. Hier wird man Nachts um 3 Uhr abgeholt und fährt über drei Stunden zum Canyon. Vorher gibt’s noch ein gemeinsames Frühstück. Wir haben die Tour komplett begleitet mit einer Gruppe gemacht, es gibt aber sehr viele Wanderwege im Canyon, die man angeblich auch alleine machen kann. Es starten natürlich viele Gruppen gleichzeitig und machen das gleiche Programm, aber das merkt man kaum, weil es sich auf der Fläche so verteilt. Es gibt auch die Möglichkeit einen Tagestrip ohne Wanderung zu machen, dann bleibt man allerdings nur oben an der Klippe. Oder man streckt die Wanderung auf drei Tage.

Auf der Suche nach Kondoren
Zuerst halten wir an einem Ausblickspunkt, um nach Kondoren Ausschau zu halten. Wir haben Glück und sehen ein paar mal die großen beeindruckenden Vögel an uns vorbeifliegen.


1. Teil der Wanderung: Ab in die Schlucht
Jetzt geht’s erst richtig los. Am ersten Tat stehen uns 15 Kilometer Wanderung bevor. Davon gehen die ersten 7 steil bergab. Deshalb schlängeln sich die Wanderwege nur langsam den Weg hinab. Unfassbar wie schnell die Temperatur in dieser Art Kessel ansteigt. Sonnencreme und Zwiebellook sind also wichtig. Allerdings müssen wir unsere Sachen für den gesamten Trip die ganze Zeit mitschleppen. Man muss also genau planen.


2. Teil der Wanderung: Enge Wege zwischen grünen Wiesen und Quellen
Etwa 3 Stunden später und 2.200 Höhenmeter weniger, sind wir endlich unten angekommen an einem Fluss. Nach kurzer Pause geht’s aber direkt weiter auf der anderen Seite der Schlucht. Eine halbe Stunde geht’s bergauf und -ab bis zum Mittagessen. Für mich einer der anstrengendsten Teile, weil ich wirklich keine Energie mehr habe.

Cool ist allerdings, dass die Natur sich auf der Seite komplett verändert hat: es ist seh grün mit vielen Pflanzen, kleinen Feldern und einigen Bächen. Hier gibt’s nämlich einige Quellen.
Nach dem Lunch geht’s weiter bergauf- und ab auf kleinen Wegen. Jeder Aufstieg macht mir Angst, weil das bedeutet, dass wird die Strecke irgendwann wieder runter müssen. Schließlich müssen wir am nächsten Tag auf der anderen Seite der Schlucht wieder hoch. Insgesamt gehen wir auf der Strecke 800 Höhenmeter hoch und wieder runter. 2,5 Stunden und 8 weitere Kilometer.


Übernachten in der Oase mitten im Canyon
Dann kommen wir endlich an unserem Tagesziel an: der Oase. Mitten in der Schlucht sind ein paar Hotels umgeben von saftigem Grün. In der Nähe sind nämlich einige Quellen und Wasserfälle, die alle dorthin geleitet werden. Deshalb gibt’s auch Pools gefüllt mit dem Wasser. Genau das richtige nach so einer langen Wanderung! Noch ist es hier nämlich auch sehr heiß. Und sooo schön! Wir genießen das Wetter, machen uns fertig, essen zu Abend und dann geht’s auch früh ins Bett.


3. Teil der Wanderung: Früh morgens steil bergauf
Am nächsten morgen treffen wir uns nämlich schon wieder um 4:45 Uhr, um direkt loszuwandern. Wir müssen von ganz unten 1.200 Meter nach oben zurück an den Rand des Canyon klettern. Mein absoluter Endgegner. Und dann starten wir auch noch im Dunklen ohne Frühstück.
Nach ein paar Minuten geht die Sonne aber schon auf und wir können in unserem eigenen Tempo loslaufen. Die ersten knapp zwei Stunden sind wirklich gut und ich freue mich, wie gut ich es ohne Wandererfahrung nach oben schaffe. Klar, es ist anstrengend, aber machbar. Zwischendurch lassen wir immer mal wieder eine Esel überholen. Diese bringen alle Lebensmittel nach unten, denn dort kommen keine Autos hin. Heftig.

Ungefähr die letzte halbe Stunde ist der Horror. Es wird immer steiler und höher, weshalb die Luft auch dünner wird. Außerdem denke ich die ganze Zeit, dass wir gleich da sind und entdecke dann doch noch zig Kurven bis zum Ziel. Es ist so unglaublich anstrengend. Und dann haben wir es endlich geschafft! Nach nicht mal drei Stunden sind wir oben auf 3.300 Höhenmetern angekommen. Ich bin so glücklich, was für ein tolles Gefühl!

Entspannung in heißen Quellen
Jetzt kommt der ruhige Part: Endlich gibt es Frühstück und danach fahren wir zu heißen Quellen. Unbeschreiblich wie gut es tut, sich dort nach der anstrengenden Wanderung auszuruhen.

Nach einem Lunchstopp fahren wir zurück nach Arequipa. Unterwegs überqueren wir einen 5.000 Meter hohen Bergpass und halten dort kurz für die Aussicht. Nach weiteren zwei Stunden sind wir wieder zurück.
Was für ein Trip! Für mich eine ganz besondere Herausforderungen. Hätte ich die Strecke vorher gekannt, hätte ich nicht gedacht, dass ich das schaffen kann. Aber es hat tatsächlich (meistens) Spaß gemacht und ich habe ehrlich gefallen am Wandern gefunden. Für mich perfekt, um einfach mal an nichts zu denken, die Natur richtig zu erleben und vor allem das Gefühl danach zu feiern.


Mehr über unser Sabbatical in Südamerika gibt’s bald auf meinem Blog!
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