Das waren wohl mit die 5 anstrengendsten aber auch aufregendsten Tage, die ich je erlebt habe! Wir wollten nämlich nicht einfach nur auf den Machu Picchu fahren, sondern das Weltwunder zu Fuß über den Salkantay Trek erreichen. Wie das möglich ist, erzähle ich euch jetzt.
Die richtige Wanderung planen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um auf den Machu Picchu zu wandern. Die bekannteste ist in 4 Tagen über den Inka Trail, also ein Teil des Weges, den die Inkas selbst damals zurück gelegt haben. Wir haben uns allerdings für den 5 Tage Salkantay Trek entschieden. Warum? Vor allem wegen der Unterkünfte. Beim Inka Trail zeltet man nur, worauf wir keine Lust hatten bei dem Wetter. Außerdem sind dort keine Esel erlaubt, die einen eventuell retten können – dazu später mehr. Man sieht wohl auch mehr Ruinen, aber weniger vielfältige Natur. Dafür soll der Inka Trek leichter sein. Aber wenn, dann machen wir’s richtig! 😀
Wir haben die Tour bei Salkantay Trekking für 490$ gebucht. Es geht auch günstiger, dann sind die Unterkünfte und evtl. auch das Essen allerdings nicht so gut. Ich würde die Agentur zu 100 Prozent weiterempfehlen! Es war absolut perfekt durchdacht und geplant. Und eben alles ist inklusive: alle Eintritte, Verpflegung, Unterkünfte und Fahrten.

Tag 1: Los geht’s zum Humantay Lake
Nachdem wir am Vorabend ein ausführliches Briefing bekommen haben, was wir alles mitbringen müssen etc., werden wir morgens um 4 Uhr endlich abgeholt. Ich kann’s kaum erwarten! Wir haben die Tour bereits vor fast zwei Monaten gebucht, weil sie immer so weit im Voraus ausgebucht ist. Und ich habe mir seeehr viele Gedanken gemacht, was ich so brauche und ob ich es schaffe. Deshalb freue ich mich, dass es endlich losgeht.
Nach drei Stunden Fahrt und einem Frühstück starten wir mit der Wanderung. Glücklicherweise wird unser Hauptgepäck immer direkt in die Unterkünfte gebracht und wir müssen nur die wichtigsten Sachen tragen. Das ist vor allem Zwiebellook, da das Wetter sehr unberechenbar ist. Wir haben Glück und es ist strahlender Sonnenschein.
Der erste Tag dient zur Eingewöhnung und um zu testen, wie schnell wir sind und auf die Höhe reagieren. Wir starten bei rund 2.800 Metern Höhe. Nach einem steilen Anstieg geht’s größtenteils flach weiter auf einem sehr engen Weg am Abgrund. Schon geht’s los mit den tollen Ausblicken. Für ca. 8 Kilometer brauchen wir etwa 3,5 Stunden bis zum ersten Camp. Hier machen wir erstmal eine längere Pause.
Danach geht’s zum steileren Aufstieg zum Humantay Lake. Für steile 3km brauchen wir nicht mal 1,5 Stunden und sind damit verhältnismäßig schnell. Was für ein Anblick! Der strahlend blaue See liegt am Fuße eines schneebedeckten Berges und raubt mir den Atem, es ist so traumhaft hier! Deshalb genießen wir die Sicht auch noch eine Zeit, bevor wir zurück zum Camp laufen.



Das Skycamp alleine ist ein wahres Highlight und gibt es nur bei Salkantay Trekking. Die “Iglus” sind nämlich aus Glas, wodurch man aus dem Bett den wunderschönen Sternenhimmel beobachten kann.

Tag 2: Zwischen Schneebergen den Salkantay-Pass überqueren
Das soll einer der anstrengendsten Tage werden. Und für uns trifft das doppelt zu. Mehrere aus unserer Gruppe haben Magenprobleme. Vor allem Christoph, der kaum geschlafen hat und dem es sehr schlecht geht. Ab hier gibt’s allerdings keine Autos mehr, also heißt es entweder abbrechen und zurück nach Cusco oder durchziehen. Er entscheidet sich für zweiteres und versucht den harten ersten Teil der Wanderung mit einem Pferd zu meistern. Gute Entscheidung!
Ich ziehe durch und schaffe es auf den höchsten Punkt der ganzen Wanderung, auf fast 5.000 Höhenmeter. Das sind 7 Kilometer, fast 1.000 Höhenmeter in knapp 3,5 Stunden. Es ist suuuper anstrengend auf der Höhe, aber der Weg ist traumhaft schön. Vorbei an gefrorenen Bächen, zwischen den Bergen Humantay und Salkantay, die beide komplett verschneit sind und auf denen man die Gletscher noch erkennen kann.



Oben am Berg trifft die ganze Gruppe wieder aufeinander und es gibt Tee und Snacks. Ich bin schon völlig überwältigt, was wir geschafft haben, aber das war’s noch lange nicht. Jetzt geht’s wieder runter. Christoph geht’s immer noch extrem schlecht, deshalb versuche ich auch seine Sachen zu tragen und wir gehen sehr langsam mit vielen Pausen runter. Wir brauchen fast vier Stunden bis zum Lunchspot. Mittagsschlaf auf dem Boden für Christoph.
Denn das war’s leider immer noch nicht. Danach müssen wir noch weiter runter. Weitere drei Stunden bis zu unserem Camp. Was für ein Tag! Ich bin insgesamt 29 Kilometer gelaufen in 10,5 Stunden. Fast 1.000 Meter hoch und dann fast 2.000 wieder runter. Wir sind komplett erledigt und wirklich alles tut weh. Glücklicherweise gibt’s in unserem Camp mit den Anden-Hütten warme Duschen.


Tag 3: Ab in den Amazonas und die heißen Quellen
Heute ist “Entspannung” angesagt. Nur 6 Stunden gemäßigtes Wandern. Wie jeden Morgen werden wir um 5 Uhr morgens mit einem Coca-Tee von unserem Guide geweckt. Kaum zu glauben, aber ich habe über 9 Stunden tief und fest geschlafen, bin komplett erholt und kann’s kaum erwarten wieder loszuwandern. Glücklicherweise ist nämlich auch Christoph wieder halbwegs fit.
Die Natur hat sich mittlerweile komplett verändern, da wir uns jetzt im Amazonas befinden. Es ist also sehr grün, wärmer und genauso schön. Mal wieder haben wir tolles Wetter.



Wir wandern über super viele Flüsse, über enge Wege am Abgrund und an vielen Wasserfällen vorbei. Außerdem machen wir Stopps an Avocado-, Grenadinen- und Kaffeeplantagen, wo wir auch ein bisschen was probieren können. Der Weg ist also wieder komplett anders als die beiden Tage davor und das macht’s echt aufregend!
Fast 20 Kilometer später kommen wir im Camp an. Dieses Mal schlafen wir in “Jungle Domes”. Zuerst gibt’s aber Lunch und von uns selbst frisch gerösteten Kaffee.
Danach machen wir noch einen Ausflug zu Hot Springs in Cocalmayo. Diese sind relativ groß und voll, aber es tut so gut einfach eine Weile im heißen Wasser zu entspannen.

Tag 4: Bergauf durch die schwüle Luft Richtung Machu Picchu
Obwohl es die ganze Nacht geregnet hat, Hunde gebellt und Hähne gekräht haben, wache ich um 5 Uhr morgens erholt auf. Absolutes Phänomen. Mein Glück, die Energie werde ich heute dringend brauchen.
Relativ schnell geht es bergauf. Heute laufen auch wir einen Teil des offiziellen Inka Pfades, der früher übrigens im Norden Argentiniens gestartet ist und über Cusco bis Kolumbien ging.


Da wir auf unter 2.000 Höhenmetern starten ist es warm und hier im Amazonas auch sehr schwül. Die sehr steilen 1.000 Höhenmeter nach oben sind für mich der anstrengendste Teil der gesamten Wanderung! Mit einigen Stopps haben wir es nach etwa 3 Stunden endlich geschafft. Komplett fertig werden wir aber mit einem tollen Ausblick über die Berge belohnt. Wir sind bei den ersten Ruinen angekommen, die früher ein Teil des Machu Picchu waren. Von hier aus kann man diesen bereits ein kleines bisschen in der Ferne sehen.


Berg hoch heißt meistens auch wieder Berg runter. Zum Glück aber nur rund eine Stunde bis zum Lunchstopp. Als wir uns hier kurz in den Hängematten ausruhen wollen schlafe ich direkt völlig fertig ein.
Nach dem Essen geht’s weiter runter. Und dann ganz lange geradeaus an Bahnschienen entlang. Ich frage mich ernsthaft, warum wir uns keine Tickets für den Zug gekauft haben. Aber gemeinsam mit der Gruppe motivieren wir uns für die letzte Strecke, machen Musik an und erzählen und wie die ganze Zeit schon viele Geschichten. Es macht ehrlich wahnsinnig viel Spaß!

Dieses Gefühl ist unbeschreiblich! Die Stimmung ist der Wahnsinn, wir genießen es alle gemeinsam und ich habe ein Dauergrinsen im Gesicht.
Der erste Regen während der Wanderung zwingt und nach zwei Stunden zu einer Pause und danach wird’s für mich super hart. Ich hab das Gefühl, meine Beine geben jede Sekunde nach, mir ist Schwindel und ich halt’s kaum mehr aus. Eine Pause, viel Wasser und Kekse retten mich dann aber und wir ziehen es gemeinsam durch. Bis wir nach weiteren vier Stunden wandern (seit dem Lunch) endlich an dem heutigen Ziel, der Stadt Aguas Calientes am Fuße des Machu Picchu, ankommen. Heute haben wir also insgesamt ca. 29 Kilometer in fast 11 Stunden gepackt!

In vier Tagen sind wir rund 100 Kilometer gelaufen. In was weiß ich wie vielen Stunden und wie viele Höhenmeter. Ich kann nicht fassen, dass ich das geschafft habe! Obwohl ich vor der Reise nie großartig gewandert bin und das eine komplett neue Erfahrung für mich war. Eine der besten, die ich je gemacht habe. Eine, die ich definitiv nie vergessen werde!
Tag 5: Endlich auf den Machu Picchu
Dabei steht das Finale erst noch an: der Machu Picchu! Als eine der ersten fahren wir gleich morgens um 6 Uhr auf den Berg. Ja, mit dem Bus! Wir haben etwas Pech mit dem Wetter und es ist recht bedeckt und nieselt leicht. Völlig egal, wie alle haben die beste Laune und sind immer noch völlig beflügelt.
Dort macht unser Guide eine Tour mit uns. Auf dem “Postkarten”-Ausblickspunkt zu Beginn haben wir Glück und es hört kurz auf zu regnen und die Wolken ziehen leicht auf. Danach geht’s dafür richtig los. Mit unseren Regenponchos ziehen wir durch die mega beeindruckende alte Stadt und unser Guide erzählt uns sehr viel zur Inka Geschichte. Zum Beispiel, dass die Stadt damals gebaut wurde, um sich vor den Spaniern zu verstecken. Die die Inkas übrigens wirklich nie dort gefunden haben. Mich überrascht nicht, dass das zu einem der sieben Weltwunder gehört! Absolut beeindruckend wie diese Stadt auf dem Berg erbaut wurde und die Inkas hier gelebt haben.



Später essen wir noch gemeinsam in Aguas Calientes und fahren dann erst zwei Stunden Zug und zwei Stunden Bus zurück nach Cusco. Man sollte meinen, wie wären alle völlig erledigt. Aber wir sind komplett aufgedreht und voller Glückshormone, sodass wir entscheiden gemeinsam mit der Gruppe noch feiern zu gehen. Unfassbar, was für unvergessliche 5 Tage!!!

Meine Empfehlung ist also denke ich sehr eindeutig. Macht das! Mehr Infos findet ihr übrigens auch auf meinen Instagram Account gonow.blog:
Kommentar verfassen